Neue Räume für einen guten Zweck
Als Kompetenzzentrum für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und anderen neurologischen Entwicklungsstörungen bezweckt die Nathalie Stiftung seit rund 50 Jahren den Betrieb von Tages-, Wohn- und Beschäftigungsheimen sowie einer Beratungsstelle als gemeinnützige Werke. Die Nonprofit-Organisation wird hauptsächlich vom Kanton Bern und durch Spenden finanziert. Letztere werden im Moment vor allem für einen autismusgerechten Spielplatz eingesetzt.
In Gümligen beschult die Stiftung derzeit 39 Kinder zwischen vier und achtzehn Jahren und betreibt in Boll ein Internat mit zehn Plätzen, zudem unterrichtet und betreut sie zwei Jugendliche mit ausserordentlichem Betreuungsbedarf. Darüber hinaus führt sie unter anderem eine Beratungsstelle, welche jährlich von rund 300 Personen aus betroffenen Familien in Anspruch genommen wird. Für alle diese Kinder, betroffenen Mitmenschen, für die Begleit-, Lehr- und Betreuungspersonen sowie das Personal in der Dienstleistungszentrale – insgesamt zirka hundert Mitarbeitende – sollen die beiden Neubauten zeitgemässe und helle Arbeits- und Wohnplätze bieten.
Bedürfnisse der Kinder stehen im Zentrum
Im neuen Schulhaus werden künftig neun Klassen unterrichtet, pädagogische und medizinische Therapien werden das Schulangebot wie bis anhin ergänzen. Das Therapiebad wird sowohl der internen als auch der externen Nutzung dienen. Auch die Beratungsstelle wird in das Schulhaus integriert. Das Internat wird künftig drei Gruppen mit je fünf Internatsplätzen anbieten, welche wie bisher während 365 Tagen im Jahr geöffnet sein werden. Ausserdem können im Internat zukünftig vier Kinder und Jugendliche mit ausserordentlichem Betreuungsbedarf beschult und betreut werden.
Häufig gehen Kinder und Jugendliche zehn bis vierzehn Jahre bei der Nathalie Stiftung zur Schule und wohnen zur Entlastung der Familien bis zu 340 Tage im Jahr im Internat. Um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, wurde bei der Entwicklung der Gebäude deshalb grosse Aufmerksamkeit auf die wohnliche Atmosphäre gelegt. Weil es Menschen mit Autismus nur in eingeschränktem Masse gelingt, äussere Eindrücke zu filtern und sinnbringend zu verarbeiten, wird gleichzeitig eine reizarme Umgebung mit genügend Raum für die individuelle Entfaltung mit verschiedenen Rückzugsmöglichkeiten geschaffen. Themen wie die Entflechtung des Alltags der betreuten Kinder, unterstützende Architektur für die Arbeitsabläufe und individuell anpassbare Räume standen bei der Planung im Vordergrund.
Finanzierung der Investitionen als Herausforderung
Eine grosse Herausforderung bei Neubauprojekten für Sozialinstitutionen wie die Nathalie Stiftung besteht einerseits in den amtlichen Vorgaben an Raumgrössen, Barrierefreiheit und Energieerzeugung, welche es zu erfüllen gilt. Andererseits sind die staatlich regulierten Infrastrukturtarife, die zur Finanzierung der beträchtlichen Investitionen zur Verfügung stehen, oft limitiert. Die Impact Immobilien AG hat sich als unternehmerische und sozial engagierte Investorin auf Neubauprojekte von Institutionen spezialisiert, damit diese den heutigen Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig finanzierbar bleiben. Daniel Kusio, Geschäftsführer der Impact Immobilien AG, erklärt: «Wir sind überzeugt, dass nachhaltige und erschwingliche Lösungen nur in partnerschaftlicher Zusammenarbeit möglich sind. Die Mitwirkung der zukünftigen Nutzer bei der Entwicklung von neuen Projekten in enger Kooperation mit den Architekten und verlässlichen Gesamtleistern für die Umsetzung sind wichtige Voraussetzungen für eine termingerechte Realisierung von Neubauten im Rahmen der vereinbarten Qualität und Kosten.»
Archäologische Grabung
Im Vorfeld des Baustarts deuteten Sondierungen auf eine frühere Besiedlung des Areals hin. Die prähistorischen Strukturen wurden vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern untersucht und dokumentiert, ein Bericht über die neuen Erkenntnisse erfolgt nach Auswertung der Proben. Im Januar wurde das Areal planmässig für das Bauprojekt der Nathalie Stiftung freigegeben.
Fertigstellung im Frühsommer 2021
Die Inbetriebnahme des neuen Internats ist auf Juni 2021 vorgesehen, die Schule und Beratungsstelle werden voraussichtlich einen Monat später in das zweite neue Gebäude umziehen können.