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Seit 1918

Der folgende Text entspricht einer stark gekürzten Version der von Monika Burri und Sabine von Fischer verfassten Firmenchronik, welche im Rahmen der Jubiläumspublikation im Sommer 2018 erschienen ist. Die Publikation kann via E-Mail kostenlos bei uns bestellt werden: kommunikation@halter.ch

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Die Firma Halter, 1918 in Altstetten gegründet, kann auf ein über 100jähriges Bestehen zurückblicken. Von Wilhelm Halter gegründet und von Jost Halter weitergeführt, wird das Unternehmen derzeit in dritter Generation von Balz Halter geführt. Der folgende Text ist eine Kurzfassung der umfangreichen Firmenchronik, die zum 100-Jahre-Jubiläum erschienen ist.

Erster Firmensitz der Halter AG in Altstetten
Erster Firmensitz der Halter AG in Altstetten

Am 29. August 1918, noch vor Ende des Ersten Weltkriegs, erwarb der aus dem Kanton Obwalden stammende Bautechniker Wilhelm Pius Halter (1891–1944) das bereits bestehende Maurergeschäft von Jakob Müller an der Herrligstrasse in Altstetten. Der Bahnwärtersohn aus Giswil hatte 1913 am Technikum Burgdorf das Diplom als Tiefbautechniker erworben. Das Startkapital für die Firmengründung hatte er grösstenteils selber erarbeitet, zunächst als Gleisarbeiter, dann als Bauführer im Strassenbau. Mit der Geschäftsübernahme mitten in der wirtschaftlichen Krisenzeit zeigte Wilhelm Halter Mut zum unternehmerischen Risiko ‒ und auch eine glückliche Hand. Der erste grosse Auftrag kam aus seiner Heimatgemeinde Giswil. Der junge Bauunternehmer wurde mit der Ausführung des Maschinenhauses der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) beauftragt.

Porträt des Studenten Wilhelm Halter
Porträt des Studenten Wilhelm Halter

Wachstumsgebiet Altstetten

Mit unermüdlichem Einsatz und sicherem Geschäftssinn brachte Wilhelm Halter seine Firma schon bald auf ein solides Fundament. Bereits 1923 wies das Steuerregister den Innerschweizer Bauunternehmer als einen der wohlhabendsten Bürger der Gemeinde Altstetten aus. Zusammen mit seiner Frau Anna Halter-Ming (1893–1986), der jüngsten Tochter des Obwaldner Landarztes, Politikers und Schriftstellers Peter Anton Ming (1851–1924), baute er ein klassisches Familienunternehmen auf, mit Leitungs- und Eigentumsstruktur in Privatbesitz. Den zentralen Wachstumsmarkt fand die Firma Halter in der Siedlungsentwicklung von Altstetten, damals einem ländlich strukturierten Zürcher Vorort mit sichtbarem Ausbaupotenzial.

Von 1921 bis 1933 erwarb Wilhelm Halter in Altstetten Landreserven im Umfang von fast hundert Hektaren und erstellte zahlreiche Industrie-, Gewerbe- und Wohnbauten, zum Teil im Auftrag von privaten Bauherren oder Genossenschaften, vor allem aber im „Eigenbau“ oder, wie man heute sagen würde, für das eigene Immobilienportfolio. Zu den Wohnbauten, die das Baugeschäft auf eigenem Bauland realisierte, gehörte unter anderem die Siedlung Hardhof von 1927, bestehend aus 36 Kleinhäusern mit Nutzgärten.

Siedlung Hardhof in Altstetten
Siedlung Hardhof in Altstetten

Früher Tod des Firmengründers

Wilhelm Halters beruflicher Erfolg wurde von gesundheitlichen Problemen überschattet. Am 15. Januar 1944, im Alter von erst 53 Jahren, starb der umtriebige Geschäftsmann an einem unheilbaren Tumor. Zahlreiche Nachrufe und Gedenkschriften hoben das unternehmerische Talent des Selfmademan hervor und würdigten seine christlich geprägte Wohltätigkeit. Nach dem frühen Tod des Firmengründers inmitten des Zweiten Weltkriegs übernahm die Witwe Anna Halter-Ming, unterstützt von langjährigen Mitarbeitern, die Führung des Baugeschäfts. 

Lagerhaus von Franz Carl Weber des Architekten Rudolf Kuhn
Lagerhaus von Franz Carl Weber des Architekten Rudolf Kuhn

Boom- und Krisenjahre der Nachkriegszeit

Das Kriegsende und der unmittelbar einsetzende Wirtschaftsaufschwung brachten einen Bauboom bisher unbekannten Ausmasses. Wie die gesamte Schweizer Baubranche konnte die Firma Halter vom Nachholbedarf aus den Kriegs- und Krisenzeiten profitieren. Insbesondere in den „Stammlanden“ der Firma, den Quartieren Altstetten und Albisrieden, wurden ab 1946 eine grosse Zahl genossenschaftlicher und privater Wohn-, Industrie- und Geschäftsbauten sowie mehrere Aufträge der öffentlichen Hand ausgeführt. Die Baufirma beteiligte sich an wegweisenden Bauten des 20. Jahrhunderts, so etwa dem Franz-Carl-Weber-Lagerhaus von 1955 aus der Feder des Architekten Rudolf Kuhn.

Modernisierung unter der Leitung von Jost Halter

Die Auftragsvolumen der Hochkonjunktur konnten nur mit dem Beizug ausländischer Arbeitskräfte bewältigt werden. Zudem wurden betriebliche Anpassungen notwendig, insbesondere eine umfassende Mechanisierung des Maschinenparks und eine effiziente Organisation der Arbeitsabläufe.

Porträt von Jost Halter
Porträt von Jost Halter

An der Expansion und Modernisierung des Baugeschäfts Halter war Jost Halter (1929–1979), der zweitjüngste Sohn der Unternehmerfamilie, wesentlich beteiligt. Seit Beginn seines Studiums der Bauingenieurwissenschaften an der ETH Zürich war der designierte Geschäftsnachfolger im Unternehmen tätig und unterstützte seine Mutter bei den Führungsaufgaben. 1956 trat Jost Halter, von langjährigen Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Familienmitgliedern als visionäre und führungsstarke Persönlichkeit beschrieben, vollumfänglich ins Familienunternehmen ein. Als Geniechef der Schweizer Armee, aktiver Altherr der Studentenverbindung Turicia und Rotarier brachte er ein umfangreiches Beziehungsnetz in die Geschäfte ein.

Wandel zur Generalunternehmung

Nach der 1968 erfolgten Erbteilung übernahm Jost Halter als Firmenchef und unbeschränkt haftender Gesellschafter die Geschicke der Bau- und Immobilienfirma. Unter seiner Führung wurde die Abteilung Eigenbau dem Trend der Zeit entsprechend in eine Generalunternehmung umgewandelt. Wie die Konkurrenten am Markt machte die Firma Halter Bauausführungen zu garantierten Preisen und Terminen zu einer umfassenden Dienstleistung. Im selben Jahr feierte das Unternehmen das 50-Jahre-Jubiläum und konnte auf eine beachtliche Bautätigkeit zurückblicken: Rund 1800 Wohnungen, 200 Einfamilienhäuser, acht grössere Geschäftshäuser, drei Schulhäuser und 20 Gewerbebauten waren in einem halben Jahrhundert errichtet worden.

Grossüberbauung Grünau in Zürich Grossüberbauung Grünau in Zürich
Grossüberbauung Grünau in Zürich

Konjunkturkrise und Schicksalsschlag

Anfang der 1970er-Jahre nahm die Baufirma einige Projekte in Angriff, welche die Kapazitäten des KMU-Betriebs beinahe restlos absorbierten, unter anderem die Wohn- und Gewerbeüberbauung Im Struppen in Altstetten, wohin das Unternehmen 1974 seinen Firmensitz verlegte. Zudem war die Firma Halter als Generalunternehmerin an der Grossüberbauung Grünau beteiligt, einem von der Stadt Zürich orchestrierten städtebaulichen Prestigeprojekt.1979 starb Jost Halter an den Folgen eines Autounfalls. Einmal mehr musste die Familie einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Mit grossem Pflichtgefühl übernahm seine Witwe Rita Halter-Breitenmoser (1929–2013) das Verwaltungsratspräsidium der Halter AG und sicherte zusammen mit dem langjährigen Kadermitarbeiter Hans Tödtli den Fortbestand des Unternehmens und die Übergabe an die dritte Generation.

Firmeneintritt von Balz Halter

1987 stand Balz Halter im Alter von 26 Jahren für die Geschäftsnachfolge bereit. Wie sein Vater hatte der Firmenleiter der dritten Generation an der ETH Zürich Bauingenieurwissenschaften studiert und eine militärische Kaderausbildung absolviert. Für den Jungunternehmer standen grössere strategische Herausforderungen an. In den 1980er-Jahren waren fast alle Landreserven im Firmenbesitz überbaut worden, gewichtige Aufträge waren nicht in Aussicht. In einer Entflechtung der Geschäftsfelder und einer Neuausrichtung auf die veränderten Marktbedingungen sah Balz Halter eine Vorwärtsstrategie, um das Familienunternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Trotz erheblichem Marktdruck konnte das Unternehmen wachsen und betätigte sich zunehmend in der Agglomeration, so etwa in Birmensdorf, Aesch, Niederhasli, Tagelswangen oder Wettswil.

Balz Halter leitet das Unternehmen in dritter Generation
Balz Halter leitet das Unternehmen in dritter Generation

Pionier in Zürich-West

In den 1990er-Jahren – mitten im Tiefflug des Immobilienmarkts – engagierte sich Halter für ein innovatives Projekt, das die strategische Ausrichtung des Unternehmens nachhaltig beeinflusste. Auf dem Areal der ehemaligen Textilfirma Schoeller und Co. im Zürcher Industriequartier entwickelte die Firma Halter zusammen mit der Grundeigentümerin, der Hardturm AG, zwischen 1995 und 2001 die Wohn- und Gewerbeüberbauung Limmatwest. Mit der städtebaulich gewagten Offensive einer Grosswohnüberbauung im postindustriellen Niemandsland gelang der Baufirma eine Neupositionierung als Spezialist für Arealentwicklungen und Immobilienmarketing. Die Überbauung Limmatwest wurde zum neuen Firmensitz und zum Referenzobjekt für die Erweiterung der Dienstleistungspalette.

Überbauung Limmatwest
Überbauung Limmatwest

Aufbau des Unternehmensbereichs Entwicklungen

Anfang der 2000er-Jahre erholte sich der Schweizer Immobilienmarkt, für Investitionen zeichnete sich ein Aufwärtstrend ab. Die Firma Halter konnte sich mehrere Bau-, General- und Totalunternehmeraufträge mit namhaften Architekten und Bauträgern sichern. Ab 2007 operierte das Unternehmen wieder mit einer Dachmarkenstrategie und einer zentralen Gruppenleitung. Gleichzeitig markierte die Umstrukturierung einen Einschnitt in die DNA des Familienunternehmens: Die Bauunternehmung, das langjährige Kerngeschäft der Firma Halter, wurde im Frühjahr 2008 an die Anliker Bauunternehmung verkauft. Neu bildete Halter Entwicklungen einen eigenständigen Unternehmensbereich, der sich auf Immobilien- sowie auf grossräumig und längerfristig angelegte Areal- und Zentrumsentwicklungen spezialisierte.

AmRietpark in Schlieren
AmRietpark in Schlieren

Schweizweite Expansion

Grossräumige Nutzungskonzepte und Gebietsplanungen in kooperativen Verfahren entwickelte die Halter AG insbesondere im Limmattal, einer typischen Agglomerationslandschaft mit enormem Wachstumsdruck und dezentralen Planungs- und Steuerungsstrukturen. In enger Zusammenarbeit mit politischen und wirtschaftlichen Akteuren engagierte sich die Firma Halter in den Städten Schlieren und Dietikon als treibende Kraft von städtebaulichen Planungsprozessen. Auf ehemaligen Industriebrachen entstanden ambitioniert verdichtete Wohnquartiere und öffentliche Räume mit urbanen Zentrumsfunktionen und beruhigten Verkehrsführungen. Infrastrukturausbau und Standortförderung in allen Wirtschaftszentren der Schweiz eröffneten der Firma Halter seit der Jahrtausendwende attraktive Wachstumschancen. Ab 2004 entwickelte sich das Unternehmen nicht mehr nur über die Stadt-, sondern auch über die Kantonsgrenzen Zürichs hinaus. Mit prestigeträchtigen Projekten wie etwa der neuen Sportarena auf der Allmend in Luzern, dem Zentrum Europaplatz in Bern oder der Umnutzung des alten Transitlagers auf dem Basler Dreispitz-Areal markierte Halter schweizweite Präsenz und richtete ab 2014 in Bern, Luzern, Basel, St. Gallen, Genf und Lausanne lokal verankerte Zweigstellen ein.

Das Transitlager in Münchenstein bei Basel
Das Transitlager in Münchenstein bei Basel

Ein Fundament für die Zukunft

Unternehmerisches Denken, Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Engagement für Gesellschaft und Umwelt sowie Investitions- und Innovationsbereitschaft führen wie ein roter Faden durch die 100-jährige Firmengeschichte. Mit geschickten Landkäufen und dem Geschäftsmodell des Eigenbaus hatte der Firmengründer Wilhelm Halter in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein solides Fundament für das Mehrgenerationen-Familienunternehmen gelegt. Mit Unternehmergeist und Einsatzbereitschaft steuerte Jost Halter seine Firma durch die Boomphasen und Rezessionen der Nachkriegszeit. Sein Sohn Balz Halter reagierte als Firmeninhaber der dritten Generation auf die veränderten Marktbedingungen und führte das ursprüngliche Baugeschäft mit Weitsicht und Risikobereitschaft ins prosperierende Schnittfeld von Entwicklung und Realisierung. Heute wird die Halter AG als bedeutendes Unternehmen in der Schweizer Immobilienindustrie und als Pionierin für Arealentwicklungen mit deklarierten Ambitionen im Bereich der Digitalisierung wahrgenommen.